Volontariat in der Reserva Biológica Cerro Seco

Im Februar war ich drei Wochen zu Gast bei Michaela und Marcelo in der Reserva Biológica Cerro Seco.

Was ich mir in Deutschland noch ganz spannend und aufregend unter der Freiwilligenarbeit in einem "Entwicklungsland" vorgestellt habe, war dann vor Ort zum Teil ganz harte, nüchterne Alltagsarbeit. Doch erstmal ganz langsam...

Nach vier Wochen Spanisch-Lernen in Cusco in einer Höhe von 3.400m und zum Teil eisigen Nächten habe ich mich darauf gefreut, in die Wärme an die Küste Ecuadors zu kommen. Das Trockenwaldprojekt war eines von mehreren möglichen Wunschprojekten, die ich mir in Deutschland bei der Agentur "Work and Travel" aus dem Programm ausgesucht hatte. Ich wusste von vornherein, nach der Information der Agentur, dass die Bedingungen vor Ort und die Arbeit ungewohnt hart und anspruchsvoll sein können.

Nach einer 7 Stunden Bustour kam ich von Quito abends in Bahía de Caráquez an und bin mit einem Taxi in die Reserva gefahren. Dort empfing mich Michaela mit einer Schüssel voller Knochen, was im ersten Moment sehr verwunderlich war, aber es ging darum, Freundschaft mit den Hunden vor Ort zu schliessen, was auch geklappt hat.

Was mich auch empfing, war ein sehr leckeres Abendessen, was ich nach teilweise eintönigen und geschmacklosen Essen in der Sprachschule in Cusco richtig genossen habe. Die Essen sollten überhaupt in den nächsten Tagen und Wochen zu den Highlights gehören, am meisten habe ich mich immer auf das Essen gefreut! Michaela ist eine hervorragende Köchin und - wenn man nicht bei der Arbeit Kalorien verbrauchen würde - wäre die Gefahr ungehemmten Zunehmens realtiv gross gewesen.

Die Arbeit selbst war nicht immer das, was mir "Spass" gemacht hat, ich habe etwas gebraucht, um manchmal den Sinn diverser Aufgaben zu verstehen. Gras schneiden mit der Machete war nur solange interessant, bis einem fast der Arm abfiel von der immergleichen Bewegung. Erde in Plastiksäcke abfüllen war auch nicht immer so spannend, ist aber notwendig, um kleine Bäume zur Rekultivierung geschützt im Gewächshaus über die Trockenperiode zu bringen. Interessanter war es, im Wald selber zu arbeiten, dort zum Beispiel kleine Pflänzchen zu sammeln.

Von Beruf her bin ich Lehrer, somit dachte ich, würde es relativ leicht sein, in der örtlichen Schule, die einen Steinwurf von der Reserva entfernt ist, Englisch zu unterrichten. Nach den ersten Stunden habe ich mir fast meine Schulkinder in Deutschland zurückgewünscht, die Kinder vor Ort zu unterrichten ist wahrlich eine Herausforderung!

Ebenso eine Herausforderung sind die Duschen vor Ort und das Toilettenhäuschen. Von der Projektbeschreibung in Deutschland her wusste ich, dass der gesamte Aufenthalt und das Leben vor Ort kein Luxus sein würden, die Realität vor Ort ist dann doch noch einmal eine andere. Von Mücken teilweise zerstochen, die Kleidung manchmal in der Regenzeit nass und mangels Waschmöglichkeiten irgendwie immer dreckig und die Schuhe voll Schlamm muss man sich teilweise zusammenreissen, nicht zu verzweifeln.

Wenn man das geschafft hat, kann man die andere Seite der Reserva geniessen und das ist mir nach ein paar Tagen gelungen. Die Hunde werden zu treuen Begleitern, die man einfach liebhaben muss, auch wenn man eigentlich keine Hunde mag.

Den Esel mag man irgendwann auch, egal wie stur er ist und mit etwas frisch gepflücktem Gras als Bestechung ist er zugänglicher für die täglichen Ortswechsel. Mit dem "Schmutz" und den einfachen Verhältnissen kommt man irgendwann super zurecht, wenn man sich darauf einlässt und akzeptiert, dass das Leben hier einfach anders ist. Die Dusche mit relativ kaltem Wasser ist nie mein Freund geworden, aber bei der warmen Umgebungstemperatur nicht wirklich ein Problem. Das einfache Toilettenhäuschen im Grünen mit der Aussicht auf die Berge, das satte Grün und zwitschernde Vögel hat man irgendwann auch lieb, wenn man die erste Abneigung überwunden hat.

Ich habe Schmetterlinge in Hülle und Fülle fotografieren, konnte den Unmengen von Vögeln lauschen und diese beobachten, nachts Kröten hören, Fledermäuse sehen, Insekten beobachten, kurzum Natur pur in vollen Zügen! Selbst meine panische Angst vor Spinnen hat sich etwas gelegt, die eine oder andere Babytarantel zu entdecken war im ersten Augenblick erschreckend, aber dann doch irgendwie sehr spannend. Mit Mückenschutzmittel kann man selbst den lästigsten Plagegeistern trotzen, so dass alles doch irgendwie zu bewältigen ist.

Nach der Arbeit in dem Projekt hat man nachmittags immernoch die Möglichkeit, an den Strand zu gehen, ein Buch zu lesen oder einfach die Seele baumeln zu lassen und über das Leben im Allgemeinen und im Besonderen hier vor Ort nachzudenken. Ich habe per Zufall einen Tennisplatz entdeckt und seit Jahren mal wieder Tennis gespielt, der Trainer ist ein Bekannter von Marcelo und hat mich zum Spielen eingeladen.

Nach einer kleinen Eingewöhnungszeit habe ich jeden einzelnen Tag genossen. Ich würde nicht mit Marcelo und Michaela tauschen, dafür wäre mir das Leben in der Reserva zu abgeschieden auf Dauer und ich mag die Vorteile des Lebens in der Stadt, aber zur Erdung würde ich jedem einen Aufenthalt dort vor Ort empfehlen - als Volontär odr Tourist!

Jörg Wilke aus Frankfurt (DE)
















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